Immer diese Sonne 
Friday, 09.May 2014, 17:59
Posted by Natalie
Juhui, das Wetter ist unglaublich schön im Moment. So schön, dass die Kinder beim Znacht manchmal reklamieren, weil die Sonne so heiss in den Wintergarten scheint - aber ich geniesse es ungemein. Vor allem, wenn ich, wie vorhin, nach dem Mittagessen mit Matt aufs Bänkli vor dem Haus sitzen kann und wir dort einen Tee trinken können, und die Oystercatcher, Hasen und Lämmchen im (Nachbars) Garten bewundern können!
Unterdessen ist schon wieder unglaublich viel passiert, so dass ich sogar die Agenda hervor genommen habe, um nichts zu verpassen!
Am Freitag fuhr ich mit meinen Eltern zur Italian Chapel und von dort fuhren sie dann alleine zur Fähre, während ich ins Steptanzen düste.


Anschliessend besuchte ich Nanouk und seine Klasse, die an einem Tag Rugby Festival teilnahmen. (Tag Rugby ist ähnlich wie Rugby, aber anstatt den Gegner umzuwerfen um an seinen Ball zu kommen, zieht man ihm „den Bändel weg“, dann muss er passen.) Es ist ein tolles Spiel und eigentlich wäre das auch für die Schweiz ein tolles Spiel mit viel Abgeben, Passen und Schauen, was die andern machen.

Nanouk hatte das Spiel noch nicht gekannt und durfte am Tag vor dem Turnier mit den Zweitklässlern ins Turnen, da diese das Spiel gerade lernen. Am Turnier hat er sich gut gemeistert!

Dann, am Freitag Abend ein „kleines Unglück“: Der Wasserhahn im Garten liess sich nicht mehr abstellen. Matt versuchte verschiedenes, und ich half mit Knete und Plastik-stücke, aber das Wasser liess sich nicht stoppen. Nanouk düste mit dem Velo zum Nachbarn, und dieser kam zusammen mit einem andern Nachbarn, und die schafften es, einen Schlauch anzuschliessen und einen Knopf reinzumachen, so dass kein Wasser mehr verloren ging. Ich rief dann einen Sanitär an und bat ihn, im Laufe der nächsten Woche mal vorbeizuschauen. Und als wir am Montag von Aberdeen nach Hause kamen, war schon ein neuer Hahn dran!


Dann, am Samstagmorgen, sehr früh (für Orkney Verhältnisse...) fuhren wir nach Inverness. Unser erster Stop war bei den Whalligoe Steps, die uns schon vor 3 Jahren mächtig Eindruck gemacht hatten:


365 Treppen in Stein geschlagen vor mehr als 100 Jahren, als hier viele Heringe gefangen wurden und hier unten auch gleich eingemacht.

Eigentlich hatte ich mich auf einen Tag in der „Grossstadt“ gefreut! Einkaufen, Food Court in der Mall, ... mehr als 100 Leute an einem Ort haben wir seit dem Ba‘ nicht mehr gesehen. Aber als wir dann in dem grossen Einkaufscenter ankamen, merkten wir alle bald, dass das doch nicht unseres war. Sooooo viele Leute, alles so laut und grell! Und so fuhren wir bald weiter in unser Hotel, das zwischen Aberdeen und Inverness lag, am Rande eines kleinen Dörfchens. Es war sehr luxuriös und schön ruhig und wir genossen es!
Das Schachturnier (für alle, die nicht alle Blogs gelesen haben: Nanouk und Maleah hatten sich beide für das Nordschottische Megafinal im Schach qualifiziert, und da dies nur 4 Kindern aus Orkney gelang, fuhren wir natürlich dahin - und hatten voller Stolz die passenden Pullis machen lassen) Der Tag war streng aber spannend und „wir Orcadian Families“ sassen zusammen (3 Familien). Das war schön! Im Gegensatz zur Schweiz dürfen in Schottland die Eltern nicht in den Raum in dem Schach gespielt wird. Wir sassen also in der Cafeteria und mussten warten bis die Kinder zu uns kamen um uns zu erzählen, wie es gelaufen war...



Ich habe einen Organisator gefragt, ob man das gleiche System spiele wie in der Schweiz, so dass nach der ersten Runde Kinder mit je einem Punkt gegeneinander spielen, und die Kinder mit Null Punkten. In der zweiten Runde spielen dann die Kinder mit zwei Punkten gegeneinander, usw. Der Organisator sagte: "Ah, du meinst das Schweizer System?" Hihi, da war ich gerade etwas stolz, Schweizerin zu sein!

Maleah kam 6 Mal strahlend und tanzend nach unten - und hat es tatsächlich geschafft sechs Mal zu gewinnen und wurde somit Suprema ihrer Altersgruppe!
Nanouk hat die ersten zwei Partien gewonnen und musste danach gegen sehr starke Spieler spielen, so dass er die nächsten drei Spiele verlor, und dann erst das letzte wieder gewann. Aber drei von sechs Spielen gewinnen ist auch nicht schlecht! Und wir freuen uns natürlich riesig über Maleahs Triumpf!

Leider können wir nicht ans nordbritische Final, aber wir haben uns vorgenommen, dass die Kinder auch in der Schweiz mal wieder an einem Turnier teilnehmen. Mal schauen, ob das klappt!
Montag war zum Glück schulfrei und so hatten wir wieder schön Zeit für die Rückfahrt, mit Halt in der Kathedralen Ruine von Elgin, bei der Bucht, in der wir vor drei Jahren Delphine gesehen hatten (diesmal leider nicht) und dann zu einem andern alten Favoriten: The Castle of Sinclair and Girnigoe, die auch verfallen sind, aber eine wunderschöne Ruine an einem wunderschönen Ort!


Und dann war es wieder Zeit für die Fähre - und wir freuten uns alle darauf „nach Hause zu kommen“!
Am nächsten Tag hatte Nanouk einen Activity Day in Yesnaby mit Bogenschiessen und Coasteering (was soviel heisst wie „Spass im Meer“) Fotos auf seinem Klassenblog und wir andern drei genossen den normalen Alltag.



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Sonnenschein, Freunde und Ostern 
Friday, 25.April 2014, 15:17
Posted by Natalie
Nur ein kurzer Eintrag, weil heute Abend meine Eltern kommen (juhui!!) und ich weiss, dass ich nachher wahrscheinlich kaum mehr Zeit habe, weil ich möglichst viel Zeit mit ihnen verbringen möchte. Aber vorher möchte ich noch kurz von unseren sonnige Ostern berichten! Schon seit Wochen hatte Matt Wettervorhersagen studiert, da wir wussten, dass die Familie Keller nicht gerne kaltes Wetter hat. Wir hofften, wenigstens ein paar Sonnenstunden zu haben, damit sie auch die schönsten Seiten von Orkney sehen würden. Aber das, was wir dann hatten, hatten wir nicht zu hoffen gewagt: Sonnenschein, Sonnenschein und Sonnenschein! Es war unglaublich! Unsere Kinder meist im T-shirt, und die Keller-Kinder in den Pullis (nocht nicht ganz so abgehärtet wie Nanouk und Maleah) aber wir haben es unglaublich genossen! (Nicht nur den Sonnenschein, auch die Zeit mit ihnen, natürlich!)

Und wir haben ihnen gezeigt, wie man für die Robben tanzt, um sie anzulocken! Wer daran mehr Spass hatte bleibt vorerst ungeklärt :o)
(Ein Film von den Robben, als sie dann alle ins Wasser robbten, als die Show vorbei auf unserem Youtube Channel, Link links!)

Zusammen waren wir beim Tomb of the Otters, ein erst gerade ausgegrabenes altest Grab mit vielen tausend Knochen. Und der „Finder“ erzählte uns von seinen Mühen und Streitereien mit den Archäologen, die einfach auf ihren Darlegungen bestehen, auch wenn er ihnen aufzeigen kann, dass diese nicht möglich sind...
Aber auch das war sehr spannend! Vor allem auch, weil wir Zähne, Schädel und Steinspielsachen in die Hände nehmen durften!
Dann haben die beiden Männer an einem 10km Rennen in der Stadt teilgenommen und beide sehr gut abgeschnitten!


Und wir waren ein Tag auf Rousay, einer weiteren Insel, die auch für Nanouk, Maleah und Matt neu war. Ich war vor einiger Zeit mit einer Kollegin dort. Aber damals stürmte es unglaublichst, und diesmal war es wohl der einzige Ort auf ganz Orkney, der am Montagmorgen kein Nebel hatte (auch wenn der Nebel hier nicht Nebel sonder Sea Haar oder Mist genannt wird). Wir assen an der Sonne unser Picknick, und die Kinder spielten stundenlang draussen.
(schöne sonnige Fotos auf unserer Fotos Seite (Link links).

An Ostern dürfen natürlich auch die Osterhasen nicht fehlen. Und wir hatten einen tollen Nachmittag in unserem Garten am Schoggisachen suchen. Spannend dabei war vor allem, dass unsere Osterhäsin vergessen hatte, wo die Hasen versteckt waren. Als wir fünf von sechs gefunden hatten, gingen wir nach drinnen zum essen - und der sechste? Naja, dazu gibt es verschiedene Theorien. Die logischte, dass der Has noch im Garten ist, wird immer unwahrscheinlicher, da Matt nochmals eine Stunde draussen war, und alles methodisch abgesucht hat! Und da wir unsere Gäste nicht verdächtigen wollen, einen Hasen beim verstecken selber genascht zu haben, denken wir, dass vielleicht ein Vogel den in sein Nest mitgenommen hat...
Another mystery...

Heute hat mein Steptanzen wieder begonnen, was mich sehr freut - aber noch mehr freue ich mich jetzt auf meine Eltern, denen ich „meine Insel“ zeigen kann! Juhui!

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Schafe 
Friday, 18.April 2014, 14:25
Posted by Matthias
Unsere Inselhüpftage sind vorbei, der Alltag ist wieder eingekehrt, das Wetter im Moment absolut prachtvoll, es ist Freitag, Karfreitag, wenn man es sich genau überlegt, denn wenn man es sich nicht überlegt, merkt man es nicht. Die Kinder sind in der Schule und ich bin soeben vom Wäsche aufhängen herein gekommen. Karfreitag als Feiertag wurde hier vor einiger Zeit einmal geopfert, nur der Ostermontag ist noch geblieben, hat hier aber einfach den unspektakulären Namen ‚Bank holiday‘. Sowieso ist Ostern hier kein grosses Thema. Die Läden versuchen im Sinne des Kommerzes eines daraus zu machen, aber ich habe das Gefühl sie scheitern. Diese Woche habe ich mit dem Nachbarn über das Rasen mähen gesprochen. Er hat gemeint, das Gras sei schon ein bisschen hoch, er würde am Sonntag mal vorbeikommen, um es zu mähen. Nicht einfach ein Sonntag, Ostersonntag! Na ja, solange er nicht die versteckten Osterhasen verschnetzelt kann ich damit leben, ich habe den Platz im Himmel mit meinem heutigen Wäsche aufhängen eh schon verspielt.

Unsere letzte besuchte Insel war North Ronaldsay. Von allen Fotos, die ich dort aufgenommen habe, war etwa die Hälfte von Schafen. Das zeigt auch, dass die Insel doch recht unspektakulär ist, ausser man ist begeistert von Vögeln. Wir haben in der Vogel Beobachtungsstation übernachtet, rund herum sind Netze aufgestellt mit denen Vögel gefangen und beringt werden. Da North Ronaldsay so am Rande von allem ist, tauchen hier vor allem zur Migrationszeit manchmal sehr aussergewöhnliche Vögel auf. Aber da ich eine Sturmmöwe nicht von einer Mantelmöwe unterscheiden kann habe ich wieder einmal den fantastischen Wellen zugeschaut, etwas, das ich stundenlang machen könnte (und auch manchmal mache). Und wie gesagt gibt es auf North Ronaldsay die Schafe, die seit mehr als 200 Jahren durch eine 20km lange Steinmauer vom inneren Teil der Insel ferngehalten werden und sich bei den Klippen und an den Stränden mit Seetang begnügen müssen. Das gibt ihrem Fleisch einen etwas anderen Geschmack, allerdings nicht in Richtung Fisch, sondern eher Richtung Rind.

Ein Besuch in North Ronaldsay wäre nicht vollständig ohne eine Leuchtturmführung vom inselbekannten Billy Muir inklusive Nebelhorn, das einem fast die Ohren wegbläst. Einen Bericht über Orkney und v.a. North Ronaldsay könnt Ihr hier anschauen.

Gestern habe ich auf dem Heimweg vom Leichtathletik Training den grössten Regenbogen gesehen. Zum einen war die Sonne sehr flach am Horizont (was den Bogen am höchsten macht, denn der Winkel zwischen Sonne und Spitze des Bogens ist immer 132 Grad, für diejenigen, die das interessiert), zum anderen gab es dort gerade keine Hügel, Häuser, Bäume oder anderes, die den vollen Bogen hätten verdecken können.

Morgen kommen die ersten Gäste an und wir haben schon ein volles Programm geplant. Am Sonntag werde ich den 10 Kilometer Lauf in Kirkwall unter die Füsse nehmen, wenn nichts dazwischen kommt. Dies als Vorbereitung zum Halbmarathon in ca. 2 Monaten.

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Inselhopping - Teil 2 
Wednesday, 09.April 2014, 16:52
Posted by Natalie
Und wieder gibt es viel zu berichten! Wir sind kurz zu Hause zum auspacken, waschen, wieder einzupacken und vom Auto und Fähre aufs Flugzeug (und vielleicht Velo) umzusteigen...
In den letzten sechs Tagen haben wir drei neue Inseln besucht und soo viel erlebt, dass ich wohl eine Woche lang davon erzählen könnte! Aber mal schön der Reihe nach:
Am Donnerstag nahmen wir die Fähre nach Stronsay, wo wir für zwei Nächte im Stronsay Hotel eingebucht waren. Die Fähre kommt in Whitehall an, einem schmucken Dörfchen:


Kaum waren wir da, wurden wir informiert, dass es viele junge Lämmchen auf der Insel gäbe. Nach einem feinem Znacht, einem guten Schlaf, einem Schottischen Frühstück fuhren wir dann auch gleich los, die Lämmchen zu suchen. Und wirklich! Ein riesiges Feld voller Lämmchen, die vor Freude am Leben durch die Luft hüpften! So süss! Das Lieblingslamm unserer Kinder war das, das voller Freude auf seine Mutter hüpfte! Natürlich gab es auch hier ganz tolle Klippen, Bögen und einfach wunderbare Orte zum sein:


(Und auch diesmal lohnt es sich bestimmt, Matt’s englischen Blog zu lesen, der euch genauer von den Orten berichtet: Unglaublicherweise haben Nanouk, Maleah und ich soeben versucht, uns genau zu erinnern, wo wir was gesehen haben, und alles verschwimmt ein bisschen in unseren Erinnerungen. Dafür haben wir jeweils Matt’s Hirn, das alles genau speichert. Aber er sitzt oben und schreibt am Englischen Blog :o)

Und dann war es schon Zeit auf die nächste Insel zu hoppen: Sanday. Und der Name ist Programm: Alles voller Sandstrände! Unglaublich! Aber, wie auch auf fast allen Inseln, gibt es zuerst historisches zu entdecken: Ein Cairn (ein Grab) aus dem dritten Millenium BC! Und auch hier mussten wir durch Weiden laufen und über Zäune klettern um dahin zu gelangen. Aber auch dieser war beeindruckend! Nach einem (wieder sehr schmackhaften) Picknick im Sonnenschein gingen wir zu den Sanddünen! Zum Glück hatte uns eine Nachbarin geraten, Plastiksäcke mitzunehmen, und eine andere hatte uns ihre Plastikbobs mitgegeben! Und so genossen wir einen Nachmittag wie aus dem Bilderbuch: Sanddünen schlitteln, sünnelen und das barfuss und ohne Jacke!


Dann war es Zeit unser B&B aufzusuchen. Es ist das töllste B&B das wir bis jetzt besucht haben. Es nennt sich „Luxury B&B“ und das ist es auch wirklich. Auch wenn wir wieder einen Family Room reserviert hatten, so hatten wir doch zwei Zimmer, beide mit eigenem Badezimmer und einem wunderschönen Raum mit vielen Fenstern für unsere Mahlzeiten, Robbenbeobachtungen und das Ausspannen zwischendurch. (Die Eule, die oft da ist, zeigte sich nur Matt beim joggen, aber zum Glück sahen wir in Eday einige.) Da hatten wir auch die beste Dusche auf britischem Boden, und konnten erst noch für den nächsten Tag ein Luxus-Picknick bestellen! Wunderbarst!
Am Sonntag besuchten wir noch weitere Strände und Klippen und dann war es schon wieder Zeit für die Fähre: Eday stand auf dem Programm. Auch wenn Eday weder die tollsten Strände, die höchsten Klippen oder die spektakulärsten Gräber hat, so hatten wir hier doch zwei unglaubliche Highlights:
1) Jenny The Ranger! Wir hatten sie angefragt, ob sie uns etwas von der Insel zeigen könnte, und verbrachten fast zwei volle Tage mit ihr! Sie zeigte uns unter anderem, wo man die tollsten Muscheln findet, unter anderem die Groatie Buckies, die sehr selten sind, aber Glück bringen! Und da wir gleich acht gefunden haben fragen wir uns, ob es möglich sein wird, noch mehr Glück zu haben! Und sie führte uns zu den Lieblingsorten des Otters, den wir leider noch immer nicht gesehen haben - aber immerhin viele Spuren und ein Kot. Auch durften wir ihre Schädelkollektion bewundern und sie zeigte uns unglaublich viele Vögel und Pflanzen.


Highlight 2) Die Farm unserer ehemaligen Babysitterin, deren Kühe mitten im kalben sind, und deren Eltern sich viel Zeit für uns nahmen. Wir durften die jungen Kälbchen besuchen (das jüngste gerade mal zwei Stunden alt) und beide Kinder durften eines der Kälbchen-Zwillinge mit der Flasche füttern. Auch das erste der vielen Lämmchen durften wir füttern und somit war auch die dritte unserer Inseln voller Highlights für uns!

Jetzt sind wir kurz zu Hause zum auspacken, waschen und wieder packen, bevor wir morgen früh auf die letzte unserer Ferieninsel fliegen.

Weitere Fotos, wie immer auf unserer Flickr Page, siehe Link links.

Unseren neuen Zeitungsartikel findet ihr hier.
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Hoy 
Wednesday, 02.April 2014, 16:53
Posted by Matthias
Wir sind schon wieder zurück von unserer Expedition nach Hoy. Legalistisch betrachtet waren wir noch auf einer zweiten Insel namens South Walls, wo unser Hotel stand. Die beiden Inseln sind durch einen sehr schmalen Damm verbunden und wenn man die Leute fragen würde, ob es nun zwei Inseln sind, bekäme man als Antwort wohl mehr als nur ja oder nein.

Nach unserer Ankunft auf Hoy fuhren wir direkt nach Rackwick, einer Ortschaft, wenn man sie überhaupt so nennen kann, wie es sie kein zweites Mal in Orkney gibt. Eingerahmt von steilen Hügeln und nur durch eine lange einspurige Strasse zu erreichen, mit einem wunderschönen Strand und gesäumt von hohen Klippen. Überhaupt sind die Hügel in Hoy noch viel spektakulärer von nahem. Wenn man sie auf einer Karte betrachtet, denkt man: Knapp 500m hoch, abgerundet, ein Hügel halt. Aber mit den waldbewachsenen gemütlichen Hügeln der Schweiz haben sie nichts zu tun. Wenn man an der Basis eines dieser Hügel in Hoy steht und den Kopf weit in den Nacken werfen muss um bis nach oben zu sehen, dann kommt einem nur noch ein Wort in den Sinn: Berge! Und wenn man sich vom Meer her annähern würde, wo der Anstieg noch steiler ist mit bis zu 320m hohen Klippen, gibt es nur noch Superlative. Wir haben uns für eine Zwischenlösung entschieden und sind von Rackwick aus den Klippen entlang zum Old Man of Hoy gewandert. Der Old Man ist ein 137m hoher freistehender schmaler Felsen im Meer, der sich vor ein paar Hundert Jahren von den Klippen gelöst hat. Unser Besuch dort war nicht sehr lange, da der Wind vom Land her blies, was das Bewegen nahe am Klippenrand etwas gfürchig machte. Ein Old Man genügte, wir brauchten nicht noch einen Dead Man.



Nach der Rückkehr nach Rackwick erkundeten wir noch den Strand mit den verschieden-farbigen Steinen (siehe auch 'Unsere Orkney Fotos') und dem vielen topfebenen Sand bei Ebbe. Wir liefen bis an den Rand des Strands, wo die Klippen 170m senkrecht in den Himmel steigen.

Auf dem Weg zum Hotel gab es noch einen kleinen Abstecher zum Dwarfie Stone. Es ist ein 8.5m x 2.5m grosser Felsen, der vor ca. 5'000 Jahren mit Steinwerkzeugen ausgehöhlt wurde. Der einzige seiner Art in Grossbritannien. Der Weg zum Hotel führte der Halbmarathonstrecke entlang, die ich im Juni rennen werden. Die vielen Auf- und Abstiege auf der Strecke haben mich fast etwas geschockt. Obwohl ich das Profil schon kannte, war es doch etwas anderes, alles mit den eigenen Augen zu sehen.

Den zweiten Tag verbrachten wir auf der südlichen Hälfte der Insel (oder eben teilweise in South Walls ...). Auch hier hatte es an der Küste wieder fantastische Felsgebilde, wie fast überall in Orkney. Wir sahen zwei Gloups und zwei Felsbrücken auf kleinstem Raum. Ein Gloup ist ein Loch weg von den Klippen, welches unterirdisch mit dem Meer verbunden ist. Daneben sieht man im Süden von Hoy aber vor allem eines: Krieg. Natürlich keinen aktuellen, aber Bauten aus 150 Jahren Krieg von den Napoleonischen Kriegen 1810 bis zum zweiten Weltkrieg. Der grösste Teil der Bauten ist zwar abgebaut, aber fast überall, wo man hinsieht sind noch Reste von Baracken, Öltanks, Pumpstationen, Kanonentürme, usw. Vor der Küste von Lyness lag 1919 die gesamte deutsche Kriegsmarine vor Anker bevor sie sich selber versenkte. Sieben Schiffe davon liegen immer noch auf dem Meeresgrund. Das Ganze hinterlässt zwiespältige Gefühle. Wenn man dieses Gefühl noch intensivieren will, kann man mit dem Auto auf die Anhöhe Wee Fea fahren um die dortige Kommunikationsstation anzusehen. Man kann sich im Gebäude frei bewegen, wenn man das wollte, aber das Ganze ist wie direkt aus einem Horrorfilm mit dunkeln Gängen und vielen Räumen. Man würde nicht mal merken, wenn man vor Angst in die Hosen macht, denn alles ist Zentimeter dick mit Schafkot bedeckt. Die Schafe haben das Gebäude in Beschlag genommen und das macht die Sache noch unheimlicher, wenn einem in einem Raum plötzlich Schafe anschauen und in einem Gang ein (halb?)totes Schaf liegt. Nichts für schwache Nerven.

Trotz diesem Abschluss war Hoy ein voller Erfolg, v.a. der Norden mit den Bergen(!) hat es uns angetan, insbesondere, weil es so anders ist, wie alles was wir bisher in Orkney gesehen haben.

Die Englisch sprechenden unter Euch interessiert evtl. der englische Blog Eintrag über Hoy, da dieser durch Natalie geschrieben wurde und das ganze aus ihrer Sicht beleuchtet ...

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